Gedankensalat II
zum Coronavirus (aka Gedankensalat mit Desinfektionsdressing)
Seit Montag ist
es ernst geworden: Schulen und Kitas in weiten Teilen Deutschlands sind
geschlossen, genau wie Theater, Museen, Kinos etc. Die Menschen sollen, wenn
möglich, zu Hause bleiben.
Dieser Text ist
an all diejenigen gerichtet, die sich freiwillig oder unfreiwillig in
Quarantäne begeben haben und denen es zwar gesundheitlich gut geht, die aber
gelangweilt oder verärgert darüber sind, jetzt zwei Wochen zu Hause fest zu
sitzen.
So bedrohlich und
gefährlich diese Pandemie ist, ich denke, wir können etwas von ihr lernen (und
zwar nicht nur, dass Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und in-die-Ellbeuge-husten
IMMER sinnvoll sind). Nein, was ich meine, ist die Entschleunigung. Das
Innehalten in unserem ach so schnellen und oftmals auch konsumorientierten
Leben. Wer in den nächsten Tagen und Wochen zu Hause sitzt (und keine
schreienden Kinder um sich hat), der kann sich natürlich von Netflix und co. berieseln
lassen (auch das muss ja mal sein, da möchte ich gar nicht drüber urteilen).
Man könnte die Zeit aber auch nutzen, um sich Gedanken über das eigene Leben
und die Gesellschaft zu machen.
Manchmal habe ich
das Gefühl, alles muss besser, schneller, höher und weiter sein. Mehr
Wirtschaftswachstum, mehr Datenvolumen, ein schnelleres Netz, die Aktien sollen
in die Höhe schießen, wir wollen mehr Geld, ein besseres Leben, ein neues
Handy, etc. pp. Das fand ich schon vor Corona etwas … nun ja, seltsam. Ich bin nun
weder Wirtschaftsexperte noch Philosoph, aber dieses „mehr, mehr mehr“ finde ich
trotzdem etwas skurril. Wachstumskritiker sagen, dass ein unendliches Wachstum
auf einem endlichen Planeten eben nicht möglich ist. Ihre Gegner erwidern, dass
natürliche Ressourcen vielleicht begrenzt sind, die Innovationskraft des
Menschen aber nicht. Wachstum und Wachstumskritik sind natürlich riesige Themenfelder,
die ich hier nicht in gebührender Länge durchkauen kann. Aber vielleicht kann jeder
für sich einmal darüber nachdenken, ob ihn etwas am Wirtschaftswachstum stört
oder was es für alternative Wege in die Zukunft geben könnte.
Ich habe für mich
zum Beispiel einmal das Gedankenexperiment gemacht, was passieren würde, wenn
die ganze Welt aufhören würde, z.B. Kleider, Schuhe, Handtaschen und Schmuck zu
produzieren. Wie lange könnten wir die vorhandenen Sachen recyceln? Würde es
vielleicht Second-Hand Modeshows mit ganz individuellen und einzigartigen
Kombinationen geben? Wie könnte man neue Arbeitsplätze für alle schaffen, die
bei Modeunternehmen arbeiten, sei es der CEO von einer bekannten Modemarke oder
die Schuhverkäuferin an der Kasse? Würde die ganze Wirtschaft zusammenbrechen,
wenn ein so großer Zweig wegfallen würde? Gäbe es ein Umdenken bei
Jugendlichen, was den „Markenzwang“ angeht? Für viele dieser Fragen habe ich
selber gar keine oder keine realistischen Antworten gefunden, aber ich finde es
trotzdem wichtig, sich einmal die Frage zu stellen: Was wäre, wenn …? Denn
dadurch bricht man seine gewohnten Denkmuster auf und spinnt ein bisschen herum
(und kommt in meinem Fall auf neue Schreibideen). Genau dafür möchte ich in
diesem Text ein bisschen plädieren.
Wer sich bis
hierher durchgekämpft hat, hat immerhin bereits bewiesen, dass er nicht dem
neuen „Instagram-Phänomen“ erlegen ist und sich nur noch Bilder anschaut,
anstatt längere Texte zu lesen. Sehr gut! Doch geht noch einen Schritt weiter.
Traut euch, Zeit
mit einem tollen Menschen (damit seid ihr selbst gemeint!) zu verbringen. Und
zwar ohne Ablenkung. Ihr könnt dafür ein Selbstgespräch mit dem Spiegel halten
oder einfach nur euren Gedanken freien Lauf lassen.
Stellt euch
Fragen wie: Wer ist mein persönliches Vorbild? oder auch: Wie sähe der
Coronavirus wohl aus, wenn er einen Menschenkörper/Tierkörper hätte?
Findet heraus,
wie ihr eigentlich zu Themen aus der Politik und Wirtschaft steht. Was für
Werte sind für euch wichtig? Neugier? Unabhängigkeit? Stolz?
Versucht einmal
gezielt auf eure Intuition zu hören. Was sagt eure innere Stimme zu schwierigen
und kontroversen Themen wie zum Beispiel der Abtreibung?
Und zu guter
Letzt; ich werde es immer wieder sagen: Versucht in den nächsten zwei Wochen
mindestens einmal pro Tag herzlich zu lachen. Wenn ihr findet, dass an der
aktuellen Situation nichts komisch ist oder wenn ihr Witze über den Coronavirus
leid seid, dann bittet zur Not jemanden aus eurem Haushalt, euch zu kitzeln!
Oder denkt euch euren eigenen Witz aus (kleiner Tipp: es geht darum, zuerst eine
Erwartungshaltung aufzubauen: Person A:„Kommst du heute zum Grillen in den
Garten?“ Person B: „Ist es überdacht?“ Im
ersten Moment denkt man da an das Dach, die Erwartung ist also, dass sich die
Antwort darauf bezieht. Die Erwartungshaltung wird dann im zweiten Teil
überraschend gebrochen: Person A:„Nee, eher spontan.“)!
Nichts in der
Welt (nicht einmal das Coronavirus,) ist so ansteckend wie Lachen und gute
Laune. (Charles Dickens mit eigener Ergänzung).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen