Dienstag, 3. Oktober 2017

Shoppen und Schokolade ...


...von beidem wird man nicht satt

Berge an Tüten, Tücher, Schuhe und Schmuck vom Shoppingtrip
Machen wir eine kleine Fantasiereise in die Vergangenheit. Stellen wir uns vor, wir sind wieder ein Kind, das mit großen Augen vor dem geschmückten Weihnachtsbaum sitzt und ein Geschenk auspackt. Es kommt eine sprechende Puppe zum Vorschein, die uns mit blechernder Stimme begrüßt. "Ha-llo, ich bin An-na-bel." Wir freuen uns zunächst über die edle Puppe mit den feinen goldenen Locken, aber dann sagt die Puppe "Mir ist lang-weilig. Ich will neue Sachen!" Wir öffnen das nächste Paket unterm Baum und hervor kommt ein neues Kleid für die Puppe. Die anderen Pakete enthalten das "Rocker" Outfit, das "Hippie" Outfit, das "Disco" Outfit, etc. Wir spielen eine Zeit lang mit der Puppe und all ihren Anziehsachen, aber das wird schnell langweilig. Die Lösung? Puppe Anton mit der Lederjacke, dem Anzug, dem Hawaiihemd und vielen weiteren Anziehsachen. Und wenn Anton auch langweilig wird, gibt es ja noch Annabels Freundin Louisa ...

Die Geschichte ist mit einigen Veränderungen aus Michael Endes "Momo" übernommen. Die grauen Herren versuchen das Mädchen mit der Puppe zu ködern, aber sie sagt: "Ich glaub, man kann sie (die Puppe) nicht liebhaben." Momo würde ihre Freunde nie gegen eine leblose Puppe tauschen, die mit blechernder Stimme immer mehr Spielsachen verlangt. In dem Punkt ist sie vielen Erwachsenen um einiges vorraus. Viele von uns gehen regelmäßig shoppen, vielleicht, um irgendein Loch in unserem Inneren zu stopfen. Wenn wir ehrlich zu uns sind, merken wir, dass wir das Loch weder mit dem kleinen Schwarzen noch mit der neuesten It-Bag füllen können. Shoppen ist wie Schokolade - Ein kurzes Glückshoch - aber satt wird man davon nicht.

In der heutigen Zeit scheint das Motto der Welt "Mehr, mehr, mehr" geworden zu sein. Mehr Wirtschaftswachstum, mehr Erträge  -  alles muss höher, weiter und schneller hinausschießen. Kein Wunder also, dass wir Opfer der Werbung werden, die uns verspricht, mit Teil XY ein "ganz anderer Mensch" oder "viel glücklicher" zu werden. Die ganze Gesellschaft denkt und funktioniert ja so.  Allein 40-70 Kleidungsstücke kauft jeder von uns Deutschen pro Jahr. Das muss man sich mal vorstellen! Minimalistische Menschen haben gerade mal 40 Sachen in ihrem Kleiderschrank und zwar für alle vier Jahreszeiten. Ich habe einmal nachgezählt und ich besitze allein 29 Ketten. Dabei trage ich nicht mal täglich Schmuck. Was die Minimalisten da draußen bewegt, weniger zu besitzen sind 2 Hauptgründe:

1: Das Gefühl im eigenen Konsum zu ersticken. Minimalismus soll dabei helfen, wieder glücklicher, befreit und kreativer zu sein, da man zu Hause nicht von dem ganzen Besitz erschlagen wird. Wenn man sich von dem befreit, was für einen selbst nutzlos ist, dann kann man sich besser auf das Wichtige im Leben konzentrieren.

2: Umweltbewusstsein. Minimalisten denken genau darüber nach, was sie sich kaufen und die meisten kaufen ihre Klamotten, Bücher, etc. gebraucht oder fair ein. Eigentlich wissen wir es alle: Jede Jeans, die wir kaufen, sei es eine Discounter Jeans oder eine teure Markenjeans, wird in Billiglohnländern produziert. Die Leute dort bekommen nur einen winzigen Bruchteil der 20-100 Euro, die wir im Laden ausgeben. Wenn die Jeans im "Used" oder "Destroyed" Look daher kommt, dann auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter, die den Feinstaub des Sandes einatmen, der zum "Destroyen" benutzt wird. Hinzu kommen die beim Anbau von Baumwolle verwendeten Chemikalien, die im Grundwasser landen und dort ihren Schaden anrichten, der lange Transportweg der Kleidung und der große Müll aus Altkleidern, da wir ja oft Sachen entsorgen, um wieder Platz im Kleiderschrank zu schaffen.

Wenn man das so betrachtet, dann wirkt unser Konsum wie ein Kapitalverbrechen an der Welt. Nun bin ich weder Minimalistin noch Moralpredigerin, sondern gehe genau so gern shoppen wie andere Leute auch. Ich gebe offen zu, dass ich viel zu viel besitze (wie gesagt, 29 Ketten!). Aber ich will nicht bis zum neuen Jahr mit meinem Vorsatz warten, weniger zu kaufen. Wenn es euch auch so geht, dann habe ich hier ein paar Tipps, wie ihr euren Konsum einschränken könnt.

Sachen länger tragen: Seht es als Challenge oder Experiment, einmal ein paar Schuhe oder eine Lieblingsjeans so lange zu tragen, bis sie wirklich kaputt geht und dann erst einen Ersatz zu kaufen. Wie lange hat es gedauert? Ein Jahr? Zwei? Nur ein paar Monate

Gebraucht kaufen: Ich kaufe meine Kleidung gerne auf dem Flohmarkt oder in Second Hand Geschäften. Wer mal nach England reist, dem empfehle ich, durch die örtlichen Charity Shops zu stöbern. Die haben weitaus coolere Sachen als der Primark und man unterstützt beim Kauf auch noch einen guten Zweck. Oxfam ist z.B. eine Kette, die es auch in vielen Großstädten hierzulande gibt.

Weniger kaufen: Überleg dir vor jedem Kauf, ob du das Teil wirklich brauchst und wie lange du es tragen wirst. Eine Saison? Maximal ein Jahr? Oder hat das Kleidungsstück Potenzial, dein neues Lieblingsteil zu werden? Im Zweifel einfach zurücklegen lassen und eine Nacht drüber schlafen. Wenn du es am nächsten Morgen vergessen hast, dann brauchst du es auch nicht.

E-Books: Inzwischen kaufe ich 90 % meiner Bücher gebraucht oder als E-Book. Das spart Papier und rettet den Regenwald ;-) Alternativ kannst du dir auch einen Bibliotheks- oder Büchereiausweis besorgen. Unter 18 ist der in den meisten Büchereien sogar kostenlos.

Fair kaufen: Armedangels, Greenality, Grüne Erde und viele weitere Onlineshops bieten recycelte oder nachhaltig angebaute Kleidung, die fair gehandelt wurde.

Spenden oder auf dem Flohmarkt verkaufen: Beim Aussortieren solltest du dir überlegen, was du mit den zu alten Klamotten machst. Du kannst sie z.B. an eine Wohltätigkeitsorganisation wie Oxfam spenden oder auf dem Flohmarkt verkaufen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blog-Archiv