Bevor ich den Zirkus "Convoy Exceptionell" überhaupt sah, stieg mir bereits der herrliche Zirkusduft in die Nase. Es roch etwas nach Pferden und Heu (komisch, denn das einzige Zirkustier ist ein Hund) und einfach ... nach Zirkus. Dann kamen die Wohnwagen in Sicht: Zwei moderne und zwei sehr altertümlich aussehende Wagen, die eine Art Kreis gebildet hatten. Einer der alten Wohnwägen entpuppte sich später als das berüchtigte Lastercafé. Und schließlich war da das Zirkuszelt. Ich fragte mich kurz, ob mir die Zelte früher immer größer vorgekommen waren, da ich kleiner gewesen war, aber als ich das Zirkuszelt betrat, wurde mir klar, dass es keine Roncalli Ausmaße hatte.
Mit einem Sitzkissen unter dem Arm folgte nun die schwierigste Aufgabe als Zuschauer: Einen Platz zu ergattern. Man musste über Bänke und Kinderköpfe steigen, versuchen, die Requisiten und Instrumente am Rand nicht umzuschmeißen, aber dann war es geschafft. Und die Anstrengung hat sich gelohnt!
Der Zirkus bezeichnet sich zurecht als eine Hommage an das fahrende Volk. Die Artisten boten auf engstem Raum eine Show mit einer lustigen Grundidee (der Zirkusdirektor ist verschwunden und nun müssen sie ohne ihn auftreten. Etwas später wird er erhängt am Zirkusdach gefunden ...) und beeindruckenden Acts. Gerade die kleine Fläche der Bühne sorgte für besondere Showeffekte. Bei der Jonglage Nummer hatte man so zum Beispiel das Gefühl, sich ducken zu müssen, vor allem in der ersten Reihe. Außerdem sorgte die Nähe zwischen Artisten und Zuschauer für eine familiäre Atmosphere.
Mein persönliches Highlight war der Zirkushund, ein wirklich aufmerksames und treues Kerlchen, das sich auf das Hut-Stibitzen spezialisiert hat. Außerdem kann er durch die zum Ring geschlossenen Hände seines "Dompteurs" springen und mit ihm Vorwärts- und Rückwärtsrollen machen.
Die Artisten machten einen sehr herzlichen Eindruck. Sie sprachen eine Mischung aus ihrer Muttersprache und Deutsch, aber man verstand trotzdem (fast) alles. Die Art und Weise, wie sie mit den Zuschauern und vor allem den Kindern interagierten, wirkte authentisch und herzlich.
Eine Stunde nach der Vorstellung ging ich zufällig noch einmal an dem Zirkus vorbei und sah die Artisten um einen Campingtisch herumsitzen. Eine hatte ein Baby auf dem Arm, die anderen Getränke vor sich und sie unterhielten sich entspannt. Es sah nach einer gemütlichen Runde aus und für einen Moment lang war ich fast ein bisschen eifersüchtig. Es muss ein spannendes und alternatives Leben sein: ungebunden durch das Land zu fahren und ganz andere Werte als Geld, Wirtschaftswachstum und das Ansehen der Gesellschaft im Kopf zu haben. Mich hat der Besuch für zwei Stunden aus meinem Alltag gerissen und zum nostalgischen Träumen animiert. Dafür möchte ich dem Convoy Exceptionell Danke sagen!
Der Eintritt bei diesem Zirkus ist kostenlos und obwohl ich vergessen hatte, zu reservieren, bekamen ich und meine Eltern noch freundlich und gutmütig Sitzplätze zugewiesen. Ich kann den Zirkus uneingeschränkt jedem weiterempfehlen, der eine Zeitreise zum fahrenden Volk der Vergangenheit machen möchte.
Wer sich auf Facebook informieren möchte, findet die Gruppe hier:
https://www.facebook.com/lastercafe
Die offizielle Webseite des Zirkus ist:
http://convoy-exceptionell.com/
Dort findet ihr auch alle weiteren Termine der Zirkus Show. Im August sind ist die Gruppe in Arnsberg, im September in Siegen und Herten.
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