Gewissen: Das Bewusstsein von Gut und Böse des eigenen Handelns ...
Wir alle wissen, dass unsere Welt nicht so fortschrittlich, aufgeklärt und fair ist wie uns manche Politiker vorgaukeln möchten (dieses Wissen ist Voraussetzung für ein GeWissen). Die neu erstandene "Destroyed" Jeans wurde irgendwo in Asien von einem Arbeiter hergestellt, der bei der Produktion schädliche Feinstaubpartikel eingeatmet hat und für unseren coolen Style möglicherweise Krebs bekommt. Außerdem produzieren wir eine Menge Müll und leben in Ländern, die Krieg in anderen Ländern unterstützen. Es gibt noch immer offenen (und was ich fast noch schlimmer finde) "versteckten" Rassismus und Intoleranz, also kurzum: viele Probleme.
Wenn ich über die ganze Verschmutzung, Vermüllung und "Versklavung" nachdenke, bekomme ich manchmal schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich einen Supermarkt betrete. Man kann ja nicht einmal eine Packung Cornflakes kaufen ohne Müll zu produzieren.
Natürlich gibt es z.B Anhänger des "Zero Waste", die so gut wie keinen Müll produzieren, was ich sehr lobenswert finde. Es ist allerdings leider noch sehr mühsam, seinen Müll zu reduzieren. In meiner Stadt gibt es weder einen unverpackt Supermarkt noch eine Bio-Mülltonne und inzwischen werden sogar fast alle Gurken in Plastik eingeschweißt (unnötig, wirklich unnötig, liebe Lebensmittelfirmen!!!).
Das soll jetzt keine Entschuldigung oder Ausrede sein - ich gebe ehrlich zu, dass ich bei meinem Fußabdruck auf der Erde noch kein reines Gewissen habe und vermutlich nie eins haben werde. Ich denke, kein Mensch kann heutzutage sagen, dass er der Erde nichts Schlechtes antut. Ich finde es sehr wichtig, das hervorzuheben - selbst Minimalisten und Zero-Waste Vertreter sind nicht perfekt. Man sollte sich also immer bewusst sein, dass selbst "bessere" Alternativen nicht unbedingt perfekt sind. Hier ein Beispiel:
- Person A denkt sich, dass sie nur noch faire Bio-Kleidung kaufen möchte und bestellt diese bei einem Online-Store. Super, denkt sie sie sich. Keine Arbeiter ausgebeutet und die Umwelt wird auch nicht verschmutzt ... aber was ist mit den Transportwegen für ihre neue Bio-Jeans? Die wird möglicherweise per Flugzeug nach Deutschland eingeflogen und legt dann noch eine Strecke per LKW zurück ... nicht gerade gut für die Ozonschicht.
Ich möchte nicht allzu pessimistisch klingen. Es ist immer gut, wenn man nach Alternativen sucht, die die Umwelt weniger belasten oder faire Löhne unterstützen.
Aber erstens sollte man immer weiterdenken und sich kritisch hinterfragen. Zweitens braucht sich niemand die Illusion machen, seine Weste sei blütenrein. Sorry Leute, aber das stimmt einfach nicht.
Zurück zu meiner Cornflakespackung im Supermarkt. Auf der einen Seite denke ich, mein schlechtes Gewissen ist das Kreuz, was wir Menschen in unserem Zeitalter tragen müssen. Und es ist gut, sich dieser Probleme bewusst zu sein. Auf der anderen Seite möchte ich diesen Beitrag mit etwas Positivem beenden und auch selbst nicht ständig das belastende Gefühl herumtragen, dass, egal, was man tut, es ist eh alles falsch.
Kommen wir also zum Positiven. Ich nenne mein Konzept dazu gerne "Babysteps". Wir können die Welt leider nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln. Aber wir können mit kleinen Schritten anfangen, mit Babysteps. Manche sagen sicher, dass sie eine radikale Umstellung besser finden, also z.B. sofort ganz mit dem Rauchen aufzuhören, anstatt jeden Tag eine Zigarette weniger zu rauchen. Im Endeffekt muss es jeder für sich entscheiden, ob ein Riesenschritt oder viele kleine Babysteps besser zu ihm passen. Ich glaube, dass sich eine langsame Umstellung in vielen Fällen länger bewährt, also dass man es so eher zum Ziel schafft und dann auch bei seiner neuen Lebensweise bleibt. Das Prinzip Babysteps lässt sich übrigens auf alles übertragen, sei es eine Ernährungsumstellung oder das Reduzieren von Müll. Hier einige Beispiele von meinen Babysteps:
Klamotten: kaufe ich größtenteils gebraucht auf Flohmärkten oder in Second Hand Shops. Für mich bedeutet das, das ich diesen Wahnsinn von massenweise neu prodzierter Kleidung nicht unterstütze und das Geld, was ich in Second Hand Geschäften ausgebe, für einen guten Zweck verwendet wird. Ich bin mir bewusst, dass das Ganze nicht oder nur eine Zeit lang funktionieren würde, wenn alle Menschen nur noch gebrauchte Klamotten kaufen würden und dass auch mein Second-Hand H&M Shirt nicht fair produziert wurde.
Shampoo: Ich habe von LUSH Shampoo und Duschgel in "trockener" Form gekauft, das heißt, sie sehen aus wie ein normales Stück Seife. Beides benutze ich seit fast drei Monaten und habe erst die Hälfte aufgebraucht (obwohl ich immer viel Shampoo benutze) und somit habe ich meinen Verpackungsmüll ein bisschen reduziert.
Reisen: Puh, ja, schwieriges Thema. Eine Flugreise zu buchen macht mir wirklich ein schlechtes Gewissen, weil Flugzeuge wirklich viele Abgase verursachen. Trotzdem möchte ich die Welt gerne sehen und habe auch schon eine Flugreise gebucht für dieses Jahr. Aber in Europa kann man auch gut mit dem Zug reisen. Nach England fahre ich am liebsten und ausschließlich mit dem EuroStar. Das ist nicht nur "sauberer", sondern man kann auch unbegrenzt Gepäck mitnehmen und die Second-Hand Geschäfte in England sind so unfassbar toll, dass ich da immer zuschlage! Ich frage mich, ob man eigentlich auch Elektro-Flugzeuge bauen könnte ...mhm...
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