Das Bild des Heulers aus Harry Potter stammt von Pottermore. |
Damals, als ich noch klein war (ganz schön gruselig, das mit meinen 25 schon sagen zu müssen), gab es noch echte Briefe. Wir hatten zwar einen alten, (riesigen) Rechner, aber noch kein Internet. Es gab sicher schon Internet und E-Mails, aber das war erst im Kommen.
Heutzutage sind die einzigen Briefe, die ich noch erhalte, Rechnungen. Na super! Nein, es stimmt nicht ganz. Meine Mutter schickt mir ab und zu noch einen altmodischen Brief (meist zusammen mit einem Päckchen, weil ich irgendetwas in meinem alten Zimmer vergessen habe und gaaanz dringend brauche). Sie benutzt immer Briefpapier und -umschläge mit lustigen Katzen oder Hexen drauf, und meist auch sehr hübsche Briefmarken. Sie sind meist so schön, dass ich sie gar nicht wegwerfen mag.
Briefe schreiben ist eine fast ausgestorbene Tätigkeit und ich kann gut verstehen, dass es einfach so viel praktischer und schneller ist (nicht zu vergessen, umweltschonender), eine WhatsApp oder E-Mail zu schreiben (wobei E-Mails auch so langsam veraltet sind, oder?). Es geht mir selbst ja genauso.
Aber ich denke, heute geht es nicht einfach nur ums Briefe schreiben. Der Brief auf Papier steht symbolisch für ein Innehalten in unserem digitalen Wahnsinn. In der heutigen Welt heißt es oft nur, günstiger, höher, schneller!!! und mehr, mehr, mehr. Allein die ganzen Kürzel wie MfG, ASAP (as soon as possible!!!), lol, rofl, ttyl (talk to you later), etc. beweisen dies. Ich könnte vermutlich einen ganzen Artikel über die zukünftige Entwicklung unserer Sprache schreiben (so nach dem Motto, in 100 Jahren wird man nur noch in Kürzeln und einzelnen Buchstaben sprechen, damit es schneller geht), aber ich will jetzt nicht zu weit vom Thema abschweifen.
Der Brief ist im Vergleich zur E-Mail immer noch viel persönlicher. Wird man in 50 Jahren, wenn alles Geschriebene digital abläuft, noch die Handschrift seiner Eltern oder Freunde kennen? Ich muss gestehen, ich bezweifle es. Die Handschrift meiner Mutter kenne ich aus ihren Briefen sehr gut, sie ist mir vertraut. Briefe sind so wundervoll, weil sie individuell sind. Jeder Tintenfleck, alle durchgestrichenen und verbesserten Wort, die Handschrift, all das gibt dem Brief Charakter.
So, jetzt mache ich einen kleinen Abstecher zur Geschichte des Briefes. Der Name geht auf das Lateinische Brevis, also kurz, zurück. Der ursprüngliche Brief war also eine kurze Nachricht. Bereits die Babyloner kannten Briefe in Form von Nachrichten, die sie in Tontafeln ritzten. Die Ägypter hatten mit dem Papyrus bereits eine wesentlich leichtere Methode gewählt, wofür ihre Postboten sicher dankbar waren. Die Griechen und Römer benutzen Holztafeln, die mit Wachs beschichtet waren.
Heute geben Briefe den Historikern wichtige Einblicke in das Leben vergangener Kulturen (auch noch so ein Punkt. Werden die Menschen der Zukunft E-Mail in virtuellen Museen ausstellen?)
Heutzutage werden Briefe in Umschläge gesteckt und mit Spucke zusammengeklebt, früher geschah das mit Siegeln aus Wachs. Der Siegelstempel trug dabei das Wappen der Familie. War es gebrochen, wusste man, dass der Brief bereits einmal geöffnet und gelesen worden war. Das Briefgeheimnis ist übrigens 1690 das erste Mal im Gespräch gewesen. 1742 wurde sogar das Gesetz erlassen, dass Postbeamte, die sich nicht daran hielten, zum Tode verurteilt werden sollten. In Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Briefgeheimnis dann mit der restlichen Demokratie über Bord geworfen.
Es gibt so viel über den Brief zu erzählen, dass man damit ein ganzes Buch füllen könnte. Was hat es mit den Briefmarken auf sich? Warum sind manche so wertvoll? Warum waren Postboten früher Beamte? Wie weit fuhren die Postkutschen damals? ...
Das würde den Blogbeitrag jedoch sprengen. Deswegen nur meine Tipps für den heutigen Tag:
- Schreibt einen Brief an die Eltern, Großeltern, Freunde oder Verwandte.
- Geht in ein Museum rund um den Brief. In Frankfurt soll es eins geben. Ansonsten stellen viele Museen unter anderem Briefe aus.
- Recherchiert, was euch an Briefen interessiert.
- Denkt darüber nach, wie euch das digitale Zeitalter möglicherweise einschränkt und was ihr dagegen tun könnt (beispielsweise das Handy einen Tag/eine Woche lang ausschalten, um nicht 24/7 erreichbar zu sein oder den Fernseher/Computer/Tablet... ausschalten und stattdessen ein Buch (kein E-Book) lesen).
- Geht in die freie Natur (ohne dabei Pokemon-Go auf dem Handy zu spielen, bitte!)
- Macht irgendetwas anderes Nostalgisches oder Altmodisches
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